Es gibt Momente, in denen das eigene Zuhause einen optischen Neuanfang verlangt. Manchmal ist es nur ein Raum, in anderen Fällen das gesamte Haus. Viele Menschen denken in so einer Situation sofort an aufwändige Sanierungen, lärmendes Herausreißen von alten Belägen und ein mehrtägiges oder gar mehrwöchiges Chaos. Doch es gibt eine Alternative, die nicht nur Geld und Zeit spart, sondern obendrein der Kreativität Raum lässt: das Streichen von Fliesen.
Dieser Artikel beleuchtet ausführlich alle Aspekte des Fliesenstreichens und hilft Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie erfahren, warum gestrichene Fliesen in Küche, Bad und anderen Räumen eine ideale Lösung sein können, welche Materialien und Werkzeuge benötigt werden und wie man Schritt für Schritt vorgeht. Außerdem erhalten Sie Einblicke in die Pflege und Haltbarkeit der gestrichenen Oberfläche. Damit Sie selbst gut abschätzen können, ob dieses Projekt für Sie infrage kommt, werden sowohl Vorteile als auch potenzielle Schwachpunkte beleuchtet.
Viele ältere Fliesen sind technisch noch in bestem Zustand, wirken jedoch optisch überholt. Oft stammen sie aus Epochen, in denen andere Design-Trends herrschten. Dunkle Brauntöne, auffällige Muster oder pastellfarbene Kacheln: Wer solche Fliesen zu Hause hat, kann sich im Alltag schnell daran sattsehen. Doch nicht jeder möchte sofort zur Schlagbohrmaschine greifen und den kompletten Bad- oder Küchenbereich neu kacheln.
Das Streichen der Fliesen eröffnet hier eine verblüffend unkomplizierte Lösung. Anstatt herauszubrechen, Schutt zu entsorgen und neue Beläge zu verlegen, bleibt das vorhandene Material erhalten. Das bedeutet weniger Staub, weniger Lärm und weniger Zeitaufwand. Obendrein sind die Kosten für Fliesenlack im Vergleich zu neuen Keramik- oder Feinsteinzeugfliesen sowie den damit verbundenen Handwerkerkosten deutlich geringer.
Nicht zuletzt ist der nachhaltige Aspekt erwähnenswert. Wer alte Fliesen weiterverwendet, vermeidet unnötigen Bauschutt und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz.
In erster Linie denken die meisten beim Streichen von Fliesen an Badezimmer. Dort sind Wände und Böden in der Regel großflächig verfliest, weshalb ein frischer Anstrich besonders lohnenswert ist. Tatsächlich kommt Fliesenlack jedoch auch in anderen Bereichen infrage:
Ob ein Fliesenanstrich möglich oder gar sinnvoll ist, hängt außerdem von der Art der Fliese ab. Feinsteinzeug, Keramik und Steinzeug eignen sich meist gut, sofern die Oberfläche korrekt vorbereitet wird. Bei Natursteinfliesen (zum Beispiel Marmor) ist es ratsam, genauer abzuwägen, da der besondere Charakter des Steins oft verdeckt wird und spezielle Grundierungen notwendig sind.
Streichen statt neu verlegen klingt zunächst nach einer hervorragenden Idee. Trotzdem lohnt es sich, beide Seiten der Medaille zu betrachten.
Insgesamt wiegen die Vorteile für viele Eigenheimbesitzer schwerer. Das gilt vor allem, wenn die Fliesen technisch noch gut erhalten sind und lediglich ein ästhetisches Update erhalten sollen.
Damit die Lackschicht später gut haftet und lange hält, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Besonders relevant sind Untergrundbeschaffenheit, Raumklima und Arbeitsvorbereitung.
Aspekt | Anforderung |
---|---|
Zustand der Fliesen | Risse, Abplatzungen oder lose Kacheln erschweren das Streichen. Vorhandene Schäden sollten vorher ausgebessert werden. |
Sauberkeit | Fett, Kalk und Schimmel müssen vollständig entfernt sein, da sich die Farbe sonst lösen kann. |
Raumtemperatur | Meist empfehlen Hersteller 15–25 °C. Zu niedrige oder zu hohe Temperaturen beeinflussen die Trocknungszeit. |
Luftfeuchtigkeit | Eine moderate Feuchtigkeit beugt Blasen und matten Stellen in der Lackschicht vor. |
Art der Grundierung | Vor allem bei glatten, hochglänzenden Fliesen ist eine spezielle Grundierung für bessere Haftung ratsam. |
Bevor also ein Pinsel in die Hand genommen wird, lohnt es sich, den Zustand der Flächen genau zu analysieren. Beschädigte Fugen, bröckelnde Kanten oder Schimmelstellen sind zwingend zu behandeln, denn ein Lacküberzug würde das Problem nur kurzzeitig kaschieren.
Die wichtigste Entscheidung bei einem Fliesenanstrich betrifft den Lack. Unterschiedliche Systeme sind auf dem Markt erhältlich. Viele Hersteller führen spezielle Fliesenfarben, die genau auf die Anforderungen in Küche und Bad abgestimmt sind.
In den meisten Baumärkten findet man sowohl einkomponentige (1K) als auch zweikomponentige (2K) Produkte. Die 1K-Lacke sind einfach zu verarbeiten, da man sie sofort aus der Dose verwenden kann. Allerdings sind sie meist weniger kratz- und abriebfest als 2K-Lacke.
Die zweikomponentigen Systeme erfordern ein Mischen von Lack und Härter in einem bestimmten Verhältnis. Anschließend beginnt eine Reaktionszeit, in der das Gemisch verarbeitet werden muss. Das Handling ist daher etwas anspruchsvoller, aber das Resultat meist deutlich robuster.
Kriterium | 1K-Fliesenlack | 2K-Fliesenlack |
---|---|---|
Verarbeitung | Sofort aus der Dose gebrauchsfertig | Lack und Härter müssen nach Anleitung gemischt werden |
Trocknungszeit | Oft kürzer oder ähnlich wie 2K, variiert je Produkt | Kann länger sein, abhängig von Reaktionszeit und Umgebung |
Abriebfestigkeit | Durchschnittlich | Hoch, sehr gute Beständigkeit gegen Kratzer und Chemikalien |
Einsatzbereich | Eher Wände und weniger beanspruchte Flächen | Böden, stark frequentierte Bereiche, Feuchtraumzonen |
Haltbarkeit | In Ordnung, aber nicht extrem langlebig | Sehr robust, lange Lebensdauer bei richtiger Pflege |
Für stark beanspruchte Böden oder Nassbereiche ist in der Regel ein 2K-System zu empfehlen. Wer nur eine Wandfläche im Gäste-WC streichen möchte, kann womöglich auch mit einem 1K-Lack gute Ergebnisse erzielen.
Manche Fliesenlacke enthalten bereits einen haftverbessernden Zusatz, der eine gesonderte Grundierung überflüssig macht. Andere Produkte erfordern hingegen den Auftrag eines Primers, vor allem bei glänzenden oder sehr dichten Fliesen.
Bei stark strapazierten Böden kann es zudem sinnvoll sein, eine separate Versiegelungsschicht über den Fliesenlack zu legen. Das erhöht die Abriebfestigkeit und verlängert die Lebensdauer.
Die folgende Anleitung basiert auf Erfahrungen vieler Heimwerker, die ihre Fliesen mit Erfolg gestrichen haben. Wichtig ist immer, die Herstellerhinweise des jeweiligen Produkts zu beachten.
Wer zum Pinsel greift, kann nicht nur eine einheitliche Farbe wählen, sondern auch spannende Akzente setzen. Für eine moderne Optik bieten sich klare, neutrale Töne wie Weiß, Grau oder Anthrazit an. In kleineren Räumen erzeugen helle Farben ein offenes, luftiges Gefühl.
Mutigere Naturen greifen zu kräftigen Farben wie Türkis, Smaragdgrün oder Dunkelblau. So lässt sich ein maritimes Flair im Badezimmer schaffen. Wer sich vor einer großflächigen Veränderung scheut, kann Teilbereiche farblich absetzen.
Ebenso beliebt sind geometrische Muster oder Ornamentik mithilfe von Schablonen. Eine neutrale Grundfarbe dient als Basis, auf der dann Muster in einem kontrastierenden Ton aufgebracht werden. Um das Ergebnis zu schützen, empfiehlt sich eine abschließende Klarlackschicht.
Wird die gesamte Fliesenfläche samt Fugen überstrichen, entsteht eine durchgehende Farbfläche. Manche lieben diese einheitliche Optik, andere vermissen die typische Kachelstruktur.
Falls Sie die Fugen hinterher betonen möchten, können Sie nach dem vollständigen Durchtrocknen mit einer speziellen Fugenfarbe oder einem Fugenstift arbeiten. Dafür werden die Fliesen gut abgeklebt und die Fugen mit der gewünschten Farbe ausgemalt. Dieser Schritt ist zwar etwas zeitaufwendig, zaubert aber einen individuellen Look.
Wer sich von vornherein klare Fugen wünscht, kann während des Fliesenstreichens jede Fuge separat abkleben. Das ist sehr präzise und auch deutlich zeitintensiver. Meist wird daher die erstgenannte Methode gewählt: erst alles streichen, dann die Fugen nachziehen.
In der Theorie klingt Fliesenstreichen sehr einfach. Dennoch gibt es typische Fehler, die zu unschönen Ergebnissen oder einer geringeren Haltbarkeit führen können.
Einer der häufigsten Fehler ist eine unzureichende Reinigung. Selbst kleine Fettrückstände können dazu führen, dass die neue Lackschicht abblättert. Auch sollte man nicht unterschätzen, wie sehr Fliesen in Küche oder Bad von Seifenresten überzogen sein können.
Ein weiterer Punkt ist das zu frühe Auftragen des zweiten Anstrichs. Wer nicht die empfohlene Trockenzeit abwartet, riskiert, dass sich Schlieren oder Blasen bilden. Ebenso problematisch kann ein unzureichendes Aufrühren bei 2K-Systemen sein. Nur wenn beide Komponenten gründlich vermischt sind, härtet der Lack gleichmäßig aus.
Nach dem erfolgreichen Streichen stellt sich die Frage, wie lange das Ergebnis hält und wie man es am besten pflegt. In der Regel ist eine schonende Reinigung mit milden Reinigungsmitteln ausreichend. Harte Bürsten oder aggressive Scheuermittel sind zu vermeiden, da sie die Lackoberfläche zerkratzen könnten.
Trotz aller Vorsicht ist es nicht ausgeschlossen, dass sich mit der Zeit kleinere Schäden ergeben. Kratzer von scharfen Gegenständen oder Abrieb im stark frequentierten Eingangsbereich sind typische Beispiele. Doch hier kann man in vielen Fällen punktuell nachbessern, indem man die betroffene Stelle anschleift, säubert und etwas Lack nachträgt.
Wem das nicht genügt, der kann nach einigen Jahren erneut komplett streichen und dabei von den Erfahrungen profitieren, die er zuvor gesammelt hat.
Es ist hilfreich, vorab eine realistische Vorstellung von den anfallenden Kosten und dem zeitlichen Rahmen zu haben. Die Preise für Fliesenlack variieren je nach Marke und Qualität. Während einfache 1K-Lacke ab etwa zehn Euro pro Liter erhältlich sind, können hochwertige 2K-Systeme deutlich teurer sein. Eine Faustregel besagt, dass man im Schnitt mit fünf bis fünfzehn Euro pro Quadratmeter für Materialkosten rechnen sollte.
Die Arbeitszeit teilt sich im Wesentlichen in die Bereiche Reinigung, Untergrundvorbereitung, Anstrich und Trocknung auf. Wer geübt ist und sich auf einen Raum mit beispielsweise zwanzig Quadratmetern Fliesenfläche beschränkt, kann die Arbeiten inklusive Trocknungszeiten innerhalb von zwei bis vier Tagen abschließen. Bei sehr umfangreichen Projekten oder besonders komplizierten Fugen und Schnitten kann sich der Aufwand erhöhen.
Ein frischer Anstrich ist nicht die einzige Möglichkeit, alte Fliesen aufzupeppen. Darüber hinaus gibt es Klebefolien, die speziell für Bad und Küche entwickelt wurden. Diese Folien sind wasserabweisend und lassen sich leicht wieder entfernen. Allerdings ist das Fliesen überkleben oft millimetergenaues Maßarbeit, da Folien schnell Blasen werfen können.
Eine weitere Option sind dünne Verkleidungspaneele, die direkt auf die alten Fliesen geklebt werden. Dabei handelt es sich häufig um hochwertige PVC- oder Acrylplatten, die in unterschiedlichsten Designs erhältlich sind. Der Aufwand ist größer als beim Streichen, doch man erhält bei korrekter Verarbeitung eine vollständig glatte und neue Oberfläche.
Wer dagegen alles komplett neu möchte, kann weiterhin zu klassischen Fliesen oder zu alternativen Materialien wie wasserfesten Wandplatten greifen. Hier sollte man jedoch den Aspekt Zeit, Kosten und Schmutzentwicklung realistisch einschätzen.
In vielen Fällen ist ein Fliesenanstrich die perfekte Lösung. Das gilt besonders dann, wenn die vorhandenen Kacheln noch intakt sind, der Untergrund trocken und solide ist und man sich eine optische Veränderung wünscht. Auch für Mieter kann das Streichen interessant sein, sofern der Vermieter zustimmt. Ein Rückbau ist mitunter einfacher als beim Fliesen überkleben, denn eine neuerliche Schicht übermalen oder die alte Farbe entfernen ist in manchen Konstellationen machbar.
Hingegen sollte man bei schwerwiegenden Feuchteschäden oder porösem Untergrund erst einmal das Grundproblem angehen. Ein Lackanstrich ist kein Allheilmittel gegen Schimmel oder aufsteigende Nässe.
Ein typisches Beispiel ist das Gäste-WC, in dem die Fliesen aus den 1980er-Jahren stammen und in einem unattraktiven Braunton erstrahlen. Hier kann ein einfacher, heller Anstrich das Ambiente grundlegend verändern. Ein anderes Beispiel ist der Fliesenspiegel in der Küche, der schnell altmodisch wirkt. Ein knalliger Farbakzent kann die Küche zu einem echten Hingucker machen.
Auch im Waschraum oder Keller bietet sich diese Methode an, weil die Optik dort oft vernachlässigt wird. Statt alte, triste Fliesen zu belassen, lässt sich mit einer unkomplizierten Lackierung ein frischeres und aufgeräumteres Gesamtbild schaffen.
Das Streichen von Fliesen ist eine praktikable, vergleichsweise preisgünstige und schnelle Möglichkeit, Räumen einen ganz neuen Look zu verleihen. Die wichtigsten Grundlagen für ein erfolgreiches Ergebnis sind eine sorgfältige Reinigung, das fachgerechte Auftragen des Lacks und eine gewisse Geduld bei den Trocknungszeiten.
Wer sich an die Herstellerangaben hält und hochwertige Produkte einsetzt, kann mit gestrichenen Fliesen viele Jahre Freude haben. Speziell in Badezimmern und Küchen lassen sich wunderbare Effekte erzielen, wenn man die richtigen Farben und Techniken kombiniert. Dabei sollte man bedenken, dass selbst die beste Lackschicht nicht an die Robustheit einer vollständig neu verfliesten Fläche heranreicht. Für stark beanspruchte Fußböden, gerade im Eingangsbereich oder auf der Terrasse, empfiehlt sich daher ein sehr widerstandsfähiges 2K-System und eine zusätzliche Versiegelung.
Am Ende ist das Fliesenstreichen nicht nur eine Frage von Zeit und Geld, sondern auch von Geschmack. Während einige Menschen das einheitliche, oft sogar fugenübermalte Bild schätzen, wünschen sich andere weiterhin die klassische Kacheloptik. Beide Varianten lassen sich bei guter Planung realisieren. Nicht zuletzt bietet das Streichen zahlreiche Möglichkeiten der Individualisierung – von einfarbig bis hin zu filigranen Mustern.
Wenn Sie sich für einen solchen Neuanstrich entscheiden, profitieren Sie nicht nur von einer optischen Verjüngungskur für Ihr Bad, Ihre Küche oder Ihren Flur. Sie schonen zudem Ihren Geldbeutel, sparen sich jede Menge Bauschutt und eröffnen Ihrer kreativen Ader neue Räume. Gleichzeitig ist dies ein Schritt, der sich bei Bedarf auch wieder rückgängig machen lässt – ein weiterer Pluspunkt, den man bei manch anderer Renovierungsmethode vergeblich sucht.
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