Streichen zählt zu den Arbeiten, die viele für einfach halten. Farbe kaufen, Rolle ansetzen, fertig. Doch genau diese Einschätzung sorgt immer wieder für teure Folgearbeiten. Denn eine Wand ist nicht einfach nur eine Fläche, die beschichtet wird – sie ist ein technischer Bauteil mit Materialeigenschaften, Feuchteverhalten und Tragfähigkeit. Fehler in der Vorbereitung, beim Farbtyp oder der Applikation kosten später deutlich mehr als der vermeintlich gesparte Aufwand.
Hinzu kommt: Schäden durch falsches Streichen entstehen oft nicht sofort, sondern machen sich erst Wochen oder Monate später bemerkbar. Farbverläufe, Abplatzungen oder Schimmelbildung im Untergrund gehören zu den häufigsten Resultaten. Was dann als Bagatelle beginnt, kann schnell in umfangreiche Nachbesserung oder sogar Rückbau ausarten – besonders bei sensiblen Untergründen wie Lehm-, Kalk- oder Gipsputz.
Ein häufiger Auslöser für Probleme ist die Wahl einer ungeeigneten Farbe. Dispersionsfarben etwa sind für viele Untergründe problemlos – auf mineralischen, diffusionsoffenen Flächen wie Lehm oder unversiegeltem Kalkputz dagegen führen sie zum sogenannten Feuchte-Stau. Die Folge: Die Wand kann nicht mehr „atmen“, Feuchtigkeit sammelt sich, und das Risiko für Schimmel steigt.
Ebenso problematisch sind fehlende Grundierungen. Wer einen stark saugenden Untergrund streicht – etwa frischen Gipskarton oder abgewaschenen Altputz – ohne vorher zu grundieren, riskiert ungleichmäßige Farbverläufe und mangelhafte Haftung. Auch die Wahl billiger Werkzeuge führt oft zu streifigem Auftrag, Spritzern und Materialverlust.
Besonders gravierend: das Streichen auf feuchten oder nicht ausgehärteten Flächen. Hier bilden sich unter der Farbe nicht nur Flecken, sondern auch mikrobieller Befall. Wer Schimmel versehentlich überstreicht, verschließt die Oberfläche – und verschärft das Problem.
Im privaten Bereich fehlt oft das Know-how, um solche Zusammenhänge zu erkennen. Dabei ließe sich vieles mit wenigen gezielten Maßnahmen vermeiden – etwa durch Untergrundprüfung, Materialabstimmung oder durch Beratung durch einen qualifizierten Malerbetrieb in Augsburg, der nicht nur Farbe aufträgt, sondern Substanz versteht.
Die Grenze zwischen Do-it-yourself und professioneller Arbeit ist fließend – aber sie sollte nicht ignoriert werden. Wer eine farbige Wand in einem wenig beanspruchten Raum gestalten möchte, kann das mit Sorgfalt durchaus selbst erledigen. Doch sobald es um größere Flächen, problematische Untergründe oder Anforderungen an die Beständigkeit geht, wird es schnell technisch.
Ein Fachbetrieb erkennt nicht nur, welche Farbe optisch passt, sondern auch, welche Systeme miteinander kompatibel sind, wie Übergänge vorbereitet werden müssen und wie Schichtaufbauten sinnvoll geplant werden. Gerade in älteren Gebäuden ist das wichtig: Alte Dispersionsanstriche, instabiler Altputz oder schadstoffbelastete Materialien erfordern Erfahrung – und manchmal auch Rückbau vor dem neuen Aufbau.
Langfristig spart fachgerechtes Arbeiten mehrfach: Es schützt die Bausubstanz, verhindert spätere Nachbesserungen, reduziert den Materialverbrauch und sorgt für eine deutlich höhere Lebensdauer der Beschichtung. Und nicht zuletzt: Die Ausführung sieht meist einfach besser aus. Streifenfreie Flächen, saubere Kanten und gleichmäßiger Farbauftrag sind nicht nur eine Frage der Geduld – sondern des Handwerks.
Farben unterscheiden sich nicht nur in ihrer Nuance, sondern vor allem in ihrer chemischen Zusammensetzung, Deckkraft, Wasserdampfdurchlässigkeit und Widerstandsfähigkeit. Während einfache Dispersionsfarben für wenig beanspruchte Innenwände ausreichend sind, erfordern feuchtere Räume oder Altbauwände andere Produkte – etwa Silikatfarben, Kalkfarben oder spezielle diffusionsoffene Systeme.
Billigprodukte sparen meist an Pigmentdichte und Bindemittel. Die Folge: Schlechtere Deckkraft, mehr Anstriche, geringere Haftung. Auch das Verarbeitungsverhalten leidet – die Farbe spritzt mehr, läuft schneller und deckt ungleichmäßig. Was zunächst nach einem Schnäppchen klingt, erfordert dann doppelte Arbeit, mehr Zeit und oft auch einen zweiten oder dritten Anstrich.
Wer Farben aus dem Baumarkt mit Fachhandelsware vergleicht, sieht den Unterschied nicht sofort – aber nach zwei Jahren, wenn die Fläche vergilbt, Ränder sichtbar werden oder der Abrieb zu stark ist. Qualitätsprodukte tragen DIN-Kennzeichnungen oder sind Teil geprüfter Farbsysteme – und darauf kommt es an, vor allem im Zusammenspiel mit dem Untergrund.
Kein Anstrich funktioniert ohne Verständnis für das, worauf er aufgetragen wird. Gipskarton, Beton, Altputz, Tapeten, Holz oder Lehm – jeder Untergrund verhält sich anders. Manche saugen stark, andere sind glatt oder fettig, einige reagieren auf Feuchtigkeit oder auf alkalische Inhaltsstoffe in Farben.
Eine sorgfältige Untergrundprüfung sollte vor jedem Anstrich stehen. Dazu gehört nicht nur ein optischer Check, sondern auch einfache Tests – etwa mit Klebeband zur Haftung oder mit Wasser zur Saugfähigkeit. Nur so lässt sich entscheiden, ob grundiert werden muss, welche Farbe sich eignet und ob eine Reinigung oder Sanierung erforderlich ist.
Vor allem Altuntergründe bergen Risiken: In älteren Häusern gibt es häufig Mischformen, mehrfach überstrichene Schichten oder unsichtbare Schadstellen. Wer hier einfach drüberstreicht, riskiert nicht nur schlechte Haftung, sondern auch spätere Schäden im Unterbau.
Wenn der Fehler gemacht ist, bleibt oft nur die Schadensbegrenzung. Klassische Folgen wie Blasen, Abplatzungen oder Streifen lassen sich mit überschaubarem Aufwand beheben – etwa durch Abschleifen, Grundieren und Neubeschichten. Schwieriger wird es bei Schimmelbildung oder Feuchtestau, da hier nicht nur der Anstrich, sondern auch der Untergrund betroffen ist.
In solchen Fällen müssen betroffene Schichten entfernt, Ursachen identifiziert und eventuell sogar bautechnische Sanierungen durchgeführt werden – etwa bei Dämmfehlern oder Wärmebrücken. Das ist nicht nur aufwendig, sondern teuer – und hätte sich meist durch fachgerechte Vorbereitung vermeiden lassen.
Wer Schäden erkennt, sollte nicht lange zögern, sondern gezielt prüfen (lassen), ob es sich um ein rein optisches oder ein bauphysikalisches Problem handelt. Frühzeitiges Handeln spart oft größere Eingriffe – und manchmal reicht ein gezielter Teilrückbau statt einer kompletten Sanierung.
Streichen ist ein Zusammenspiel aus Material, Technik, Vorbereitung und Erfahrung. Wer hier Fehler macht, merkt es selten sofort – aber dafür umso schmerzhafter später. Was als kostengünstige Renovierungsmaßnahme gedacht war, kann dann schnell zur Sanierungsaufgabe werden.
Ob es sich lohnt, Malerarbeiten selbst zu übernehmen oder besser Profis einzubinden, hängt vom Objekt, vom Anspruch und vom Wissen ab. Klar ist: Wer dauerhaft schöne und funktionale Ergebnisse will, sollte den Aufwand nicht unterschätzen – und bereit sein, in Qualität zu investieren. Das rechnet sich auf lange Sicht fast immer.
Redaktion
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